Die letzten Wochen waren von den schlimmsten Unwettern mit katastrophalen Folgen für die Bewohner des Ahrtals, der Region Erftkreis, Aachen, Wuppertal und Umgebung, Garmisch, Rosenheim und viele nicht genannte Orte geprägt. Das Tiefdruckgebiet Bernd hat unfassbare Verwüstungen in der Zeit vom 13. Juli bis 18. Juli 2021 angerichtet. Mindestens 187 Menschen verloren ihr Leben, Tausende beklagen den Verlust ihrer Existenz, Betriebe wurden von Wassermassen vernichtet, Häuser unterspült, Wohnraum von den Fluten zerstört. Über die effiziente rechtzeitige Alarmierung der betroffenen Städte und Landkreise wird nachträglich befunden. In der Schnelligkeit, in der die Flutmassen das Land überwältigten, war für viele Anwohner nur noch das Leben zu retten. Diese Katastrophe ist nicht mit dem sich vor fast zwanzig Jahren ereigneten, langsamer ansteigendem Elbe- und Oderhochwasser vergleichbar. Damals hatte die Bevölkerung Zeit, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und für rechtzeitige Evakuierungen zu sorgen.

Die Dichte der Elementarschadenabsicherung liegt in Rheinland-Pfalz bei nur 37%, in Bayern bei 38% und in NRW bei 47%, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherer, GDV am 28.04.2021. Nicht einmal jeder zweite betroffene Haushalt in den zerstörten Orten wird danach betrachtet auf eine Erstattung seines Schadens durch die Elementarversicherung zur Wohngebäude– und Hausratversicherung hoffen können.

In den Epizentren der Überschwemmungen realisieren die Betroffenen nach Rettungs- und ersten Aufräumarbeiten den Verlust ihrer Häuser, Wohnungen und Arbeitsstätten.

Der finanzielle versicherte Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen des GDV auf bis zu 5,5 Milliarden EURO. Zum Vergleich, bei dem Hochwasser im Jahr 2002 entstanden Schäden in Höhe von 4,5 Milliarden Euro.

Die Schadenmeldungen und die Schadenerfassung bei Gebäude- Hausrat-, Kfz- und Betriebsversicherungen werden mit höchster Priorität bearbeitet. Aus der ganzen Bundesrepublik wurden Schadenregulierer und Sachverständige in die Katastrophengebiete entsandt. Auch sie arbeiten unter erschwerten Bedingungen.  Weil Straßen und Bahngleise zerstört sind, kommen die Gutachter nicht zeitgerecht an alle Schadenorte. Instabile Telefonnetze und Internetverbindungen haben Kontakte zur Schadenaufnahme und Sachverhaltsaufklärung mit Kunden oder Versicherern erschwert. Häuser, die von gewaltigen Erdrutschen begraben wurden, lassen sich nicht mehr begutachten. Der wirtschaftliche Totalschaden ist hier eingetreten. Anhand der bei Versicherern und Hausbanken gespeicherten Daten werden die vernichteten Sachwerte ermittelt.

In der Kfz-Versicherung sind Versicherer bei weggespülten, nicht mehr auffindbaren Fahrzeugen und den im Schlamm versackten Kfz dazu übergegangen, die Schadenregulierung vom Schreibtisch aus zu erledigen. Überschwemmte Fahrzeuge mit hohem Elektronikanteil sind einer starken Korrosionsgefahr ausgesetzt und werden demzufolge als Totalschäden bewertet.  Die Ermittlung der Schadenhöhe erfolgt bei den Kfz-Versicherern auf Kalkulationsbasis zur Berechnung des aktuellen Verkehrswertes anhand der beim Versicherer hinterlegten Kfz-Daten und der gemeldeten Km-Leistung.

Versicherer berichten von der Priorisierung ihrer Aufträge.

  1. Priorität
  • erste Priorität haben Versicherte, deren Gebäude massiv zerstört sind
  • einsturzgefährdete Gebäude
  • Haus oder Wohnung nicht mehr bewohnbar sind
  1. Priorität
  • Hausrat Totalschäden
  • Totalschäden gewerblicher Bereich Inhalt/Betriebsausstattung
  • Gebäudeschäden an Souterrainwohnungen
  1. Priorität
  • Gebäudeschäden durch überschwemmte Kellerräume
  • Hausratschäden in Neben- und Kellerräumen
  • Schäden an sonstigen Grundstücksbestandteilen
  • alle weiteren Fälle

Zur Kompensation des hohen Schadenaufkommens helfen strukturierte Schadenmeldungen an die Versicherer:

  • Stellen Sie sicher, dass die Kontaktdaten, wie die Telefonnummer des Ansprechpartners aktuell sind.
  • Das Schadenausmaß sollte skizziert werden. Wie viele Stockwerke im Haus sind betroffen, ist die Heizungsanlage beschädigt?
  • Geben Sie Nachricht, ob das Gebäude erreichbar und betretbar ist.
  • Sind erste Notmaßnahmen eingeleitet worden? (Notabdeckung, welche Firmen sind im Einsatz)
  • Eine Liste der beschädigten Gegenstände gibt einen Überblick über den Schadenumfang
  • Fotos vom Schadenort dokumentieren die Sachlage.

Die unbürokratische Hilfe der Versicherer umfasst im ersten Schritt in den Regionen, in denen die Infrastruktur ausfällt, die Übernahme von Hotel- und Pensionskosten der Versicherten. Sofortzahlungen dienen der Überbrückung von Notständen. In einigen Fällen werden Reparaturarbeiten durch Handwerker auch ohne vorausgehende Besichtigung von Sachverständigen reguliert. Wie von Versicherern zu hören ist, gibt es kaum noch verfügbare Trocknungsgeräte am Markt. Nach den Unwettern auch in europäischen Nachbarländern sind die Geräte ausverkauft.

Alle Haushalte, die unbeschadet durch die Unwetterkatastrophen gekommen sind, sollten ihre Sachversicherungen auf eine Erweiterung um die Elementarschadenversicherung für die Immobilie, den Hausrat und den Betriebsinhalt prüfen. Naturgefahren, wie der Starkregen und dadurch ausgelöste Überschwemmungen oder Erdrutsch sind nicht beherrschbar. Sie werden uns auch in Zukunft gefährden.

Weitere Informationen erhalten Sie bei GET Service GmbH, www.get-service.de; Tel 040 3039080

RAin Ingrid Jordan-Berger, GET Manuskriptdienst 08.2021